Wir waren ein Testobjekt (Update)

Update 9. Juli 2017
Mit freundlicher Unterstützung von Herrn Hilpert von der Firma Dämmwert aus Bremerhaven. 

Am 12. Januar 2017 lag bei allen Mietern unseres Hauses ein Brief der AVV Vermögensverwaltung GmbH. in den Briefkästen. Mit einer Benachrichtigung, wir möchten doch bitte am Freitag, den 13. Januar 2017 unsere Wohnungen vollständig durch heizen.

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Ankündigung Sanierungs bzw. Dämmungsvorhaben

Später erfuhren wir, dass nach Einbruch der Dämmerung eine Thermografie, d.h. eine Wärmebildaufnahme, von den Außenwänden unseres Hauses durch eine Fachfirma gemacht worden war.

Eine Woche später, am Donnerstag den 19.01.2017 stand dann plötzlich um 9 Uhr ein Firmenwagen von Dämmwert aus Bremerhaven auf dem Grundstück zwischen den Häusern.

Es wurden große Säcke ausgeladen und neben die Hauswand gestellt. Dann machten sich zwei Handwerker an die Arbeit.

Eine lange Leiter wurde an die Hauswand gelehnt und dann stieg einer der beiden Männer hoch und bohrte ca. einen halben Meter unterhalb der Dachkante ein Loch direkt in die Fuge zwischen zwei Steinen der Ziegelsteinmauer.

Anschließend reichte ihm der andere Handwerker einen flexiblen Schlauch mit einer Hohlspitze an, die er mit der Spitze in das gebohrte Loch steckte. Dann würde eine großes Gebläse in dem Firmenwagen in Gang gesetzt.

Durch Gespräche mit dem Chef der Firma wurde dann klar, was da passierte. In Abständen von geschätzt 1 – 2 Metern wurden oben Löcher in die Fugen gebohrt und durch ein Gebläse dann Styropor-Kugeln in den Hohlraum in der Außenwand geblasen.

Einblasdämmung
© DD Deutsche Dämm GmbH (Klick auf die Grafik öffnet Info-Flyer)

Wir Mieter wurden gebeten, in unseren Kellerräumen nachzusehen, ob eventuell durch Risse im Mauerwerk von den Kügelchen etwas austritt.

Das Gebläse konnte durch eine Fernbedienung an- und abgestellt werden. Es hatte aber auch eine Automatik, die es abschaltete, sobald der Druckwiderstand einen bestimmten Wert überschritt. Dann wurde mit der Fernbedienung nur noch ein wenig an Dämmungmaterial nachgefüllt.

Wie uns erläutert wurde, würden die winzigen Styroporkügelchen, die eine Graphitfarbene Beschichtung hatten, wie Wasser durch den Schlauch und die Kanüle in den Hohlraum der Außenwand fließen und sich dann im Laufe der Zeit verdichten und eine Isolierschicht bilden.

Gegen Mittag rückte die Firma aus Bremerhaven wieder ab und kündigte an, die Arbeiten am nächsten Tag fortzusetzen.

Am nächsten Morgen ging es dann weiter. In die restlichen vorgebohrten Löcher hinter dem Haus wurde Dämmung eingeblasen. Zum Abschluss wurde jedes Bohrloch wieder verschlossen. Gegen Mittag waren die Arbeiten fertig.

Bis auf den Krach durch das Bohren wurden wir Mieter in keiner Weise gestört oder belästigt.

Herr Hilpert, der Chef von Firma Dämmwert bat uns dann noch am folgenden Tag wiederum bei geöffneten Zimmertüren alle Heizkörper auf Stufe 3 zustellen, damit er am Abend nach Einbruch der Dunkelheit und bei niedrigen Außentemperaturen zur Kontrolle eine zweite Thermografie-Aufnahme  machen könnte.

Am 8. März 2017 stand dann plötzlich wieder Firma Dämmwert vor dem Haus und Herr Hilpert fragte die Mieter nach den Schlüsseln für die beiden Dachböden. Er hätte den Auftrag, eine Dämmung der obersten Geschossdecke vorzunehmen.

Auf beiden Seiten des Hauses wurden unter den Dachschrägen jeweils zwei Dielenbretter nebeneinander entfernt. Zum Vorschein kamen Dachbalken und dazwischen Hohlräume die nur vereinzelt etwas Stroh enthielten.

Dann würde wieder der flexible Schlauch durch das Treppenhausfenster auf den Dachbodenraum gezogen und durch das Gebläse ein Zellulose Dämmstoff in die Hohlräume zwischen den Querbalken geblasen.

Danach brauchten nur noch die Dielenbretter wieder an ihren Platz gelegt werden. Die Arbeiten waren fertig.

Zwei Monate nach Beginn, am 31. März 2017, lag dann eine Ankündigung über Modernisierungsmaßnahmen nach §§ 555c, 559 BGB bei allen Mietparteien im Postkasten. Darin eine Ankündigung einer Mietanhebung nach Abschluss aller Maßnahmen.

Ob die Dämmungsmaßnahmen nun tatsächlich „eine Senkung der Heizkosten von ca. 25%“ bringen werden, darf man bezweifeln. Aber dass ist hier auch nicht gemeint.

Durch die von der Bundesregierung beschlossene Energiewende, werden sich die Preise für Energie in den nächsten Jahren merklich erhöhen. Ziel ist es aber, gleichzeitig den Energieverbrauch zu senken. Das Stichwort ist Energieeffizienz, „somit also die rationellere Verwendung von Energie“.

Anders formuliert, wir werden in Zukunft weniger Energie verbrauchen, aber die Energiepreise werden steigen. Ob sich steigende Preise und Verbrauchsenkung die Waage halten, wird man sehen.

Mein persönliches Fazit. Nach Abschluss der Dämmung der obersten Geschossdecke konnte ich bereits eine spürbare Verbesserung feststellen. In allen Zimmern meiner Wohnung stehen oder hängen amtlich nicht geeichte Thermometer.

Bei morgendlichen Außentemperaturen zwischen +2 und +10° C im März und April waren in allen Räumen zwischen +20 und +22° C. Die Vorlauftemperatur meiner Gastherme im Bad konnte ich nach wenigen Tagen von +70° C auf +63° C drosseln.

Auffallend ist aber gleichzeitig, bei sehr hohen Außentemperaturen am Tage wie im Juni hält sich die Wärme nun auch länger in den Räumen. Obwohl ich über Nacht Fenster in gegenüberliegenden Zimmern auf Durchzug geöffnet ließ, war es am Morgen in der Wohnung kaum kühler wie am Vortag.

Siehe auch https://blogwarden.wordpress.com/2017/05/21/farbenspiele/